DER HÖHLENBERG VON HALESI

von Uwe Sämm SCHERZER

Der Höhlenberg von Halesi, Nepal The cave hill of Halesi ,Nepal La colline de grottes de Halesi, Nepal

Zusammenfassung

Beschreibung der Höhlen von Halesi in Ostnepal, mit einer kurzen Beschreibung der Bedeutung als Pilgerort. Die beschriebenen Höhlen sind: Basaja Gupha (Plan), Mara Tikka oder Shiva Mandir Gupha, Bhairab Gupha und Dungdelima Gupha.

Abstract

Description of the caves of Halesi in East Nepal including a few words about the importance of the site as a pilgrim place. The caves mentioned are Basaja Gupha (survey), Mara Tikka or Shiva Mandir Gupha Bhairab Gupha Dungdelima Gupha.

Sommaire

Description des grottes de Halesi en Nepal (est) avec quelques mots de l'importance d'une place de pelerins. Les gouffres descrits sont: Basaja Gupha (plan), Mara Tikka ou Shiva Mandir Gupha, Bhairab Gupha et Dungdelima Gupha.

DER HÖHLENBERG VON HALESI Halesi (auch Halase, Halenshi, Haleshi, Halasy) ist ein Dorf im Osten Nepals, im Distrikt Okhaldunga der Provinz Sagarmata, ca. 5 km SSW vom Flugfeld Lamidanda entfernt .Um dorthin zugelangen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder von Lamidanda über Bijule, Aarkhaule, dann über den Halesikamm entlang zu Fuß 6 Stunden nach Halesi oder von Rampua (Brücke über den Dudhkosiriver unterhalb Lamidandas) den Fluß entlang nach Mahadeo Besi um von dort den Berg zu bezwingen oder schließlich in strammer 7-stündiger Wanderung von Okhaldunga (3 Std vom Flugfeld Rumjatar) Halesi zu erreichen.

Karte von Nepal mit Lage von Halesi

Die letzte Möglichkeit Halesi zu erreichen besteht aus einer 2-tägigen Wanderung ab Katari (Busendstation) nach Halesi zu wandern,was meiner Meinung nach allerdings nur nepalesischen Wandervögeln möglich zu sein scheint.Alle Geschichten über Busverbindungen oder sonstige fahrbare Untersätze sind Hirngespinste und alles andere wahr.Man kann die Anreise mit dem Trekk zum Mt.Everest,oder zumindest teilweise kombinieren,so wie es wir,Tom Hagler und ich gemacht haben.Doch was verbirgt sich hinter Halesi? Halesi ist ein Pilgerort,gleichermaßen für Hindus aus dem Terai und Nordindien,wie für Buddhisten aus Tibet, dem nepalesischen Bergland und Bhutan. Die Besonderheit des Ortes bilden zwei Höhlen,die sich in dem kleinen Hügel, einen Massenkalkstock, der sich aus der Talpfanne des Hochtals erhebt,befinden.Während der Monsunzeit und auch im Spätsommer ist das Dorf ziemlich leblos und nur die ansässige Bevölkerung läßt sich hin und wieder blicken.Im Winterhalbjahr (Dezember bis Februar und April) finden aber große Pilgerströme den Weg hierher und Tausende strömen zu den Höhlen und den gleichzeitig abgehaltenen Märkten.

1. BASAJA GUPHA

Der Eingang der Höhle liegt am SW-Hang des Höhlenbergs , unmittelbar oberhalb der Wasserstelle,die das Dorf mit dem kostbaren Naß versorgt.Auf ausgetretenem Pfad gelangt man zur Höhle,die einmal mit Gittertoren verschlossen war.Diese Maßnahme hatte sich aber ,vermutlich wie fast auf der ganzen Welt, nicht bewährt ,und derzeit ist die Höhle wieder frei zugänglich Durch den relativ kleinen Eingang (Breite ca. 4m,Höhe ca. 2,7m) gelangt man schnell in einen großen Tunnelgang ,der sich mit ca. 10m Breite und 5m Höhe als unschwer befahrbar erweist. Den Befahrungskomfort erhöht zudem ein eingewalzter Höhlenboden und betonierte Stufen.Wie man uns sagte,wurden diese Maßnahmen getroffen ,um die großen Menschenströme besser managen zu können.

(Ob's klappt ist eine andere Frage und die Beschilderung "Vorsicht Rutschgefahr und Fledermausmist!" fehlt auch noch.)Diese in größeren Mengen hier lebenden Höhlengäste lassen es sich auch nicht nehmen ,sich durch Geschrei bemerkbar zu machen und Dünger zu produzieren,der eingesammelt wird und in der Landwirtschaft Verwendung findet.

Dadurch bekommt die Höhle trotz des ca. 20m hohen Tagschlots am Ostende ihr eigenes Parfüm oder besser "Gschmäckle".

Mögliche Fortsetzungen der Höhle sind heutzutage nicht mehr erkennbar. Zum einen besteht die Möglichkeit , daß der Versturzkegel des Tagschlotes bereits eine Fortsetzung nach Osten in Richtung Mara Tikka Höhle verschüttet hat.Andererseits wurde vor einigen Jahren der Versturzkegel zu einer Plattform nivelliert und betoniert , so daß vollendete Tatsachen geschaffen wurden - es geht hier nicht mehr weiter

Diese 10 x 15m große Plattform wurde gebaut , um es mehr Menschen zu ermöglichen , die Besonderheiten in diesem Teil der Höhle zu betrachten , bzw. in Andacht zu verharren.Dominierend sind die tibetischen Schriftzeichen an der südlichen Schachtwand.Durch sie wird dieser Teil der Höhle zum natürlichen Tempel.

So einfach wird man zum "Glückspilz"

Sämm bezwingt das

"Lucky Gate" in der

Mara Tikka

Nicht weit entfernt von der tibetischen Schrift erkennen gläubige Hindus einen Fußabdruck ihres Gottes Shiva in der Wand.Shiva hatte sich vor einen Dämon in der Höhle versteckt , wurde aber schließlich doch entdeckt.Shiva flüchtete durch den Tagschlot um sich anschließend in der Mara Tikka Höhle zu verstecken und so dem Dämon zu entkommen.Weiterhin findet man noch ein Wassertropfenorakel in der Schachtwand.Über das Orakel läßt sich das Geschlecht eines zu zeugenden Kindes vorhersagen.Auf der großen Wiese , unterhalb des Haupteinganges der Höhle , finden die großen Märkte statt , die während der Pilgerzeit in Halesi abgehalten werden.

2. MARA TIKKA oder SHIVA-MANDIR GUPHA

Der Eingang dieser Haupthöhle von Halesi liegt am NE-Ende des Höhlenbergs , jedoch nicht im Hang sondern noch auf der Kuppe.Der Zugang ist nicht zu verfehlen.Folgt man dem Weg,der ins Dorf führt undbiegt am Buddha Tempel,wo die vielen Glocken hängen, scharf rechts ab fällt man auch schon fast in das Loch ,sprich die Einsturz-Doline.

Ein mächtiges Treppenbauwerk führt den Besucher im ca.10 x 5 m messenden Einsturzkrater etwa 15m in die Tiefe und gewährt Zugang in einen kugeligen Hohlraum mit ca. 20m Durchmesser.

Foto: Stellen keine Veränderungen durchgeführt,es sind dies die Stellen , an denen die natürlichen Symbole des Gottes Shiva , die Shivalingams stehen.Der Shivalingam ist ein Phallussymbol , das von jedem guten Hindu in einem Stalagmiten sofort wiedererkannt wird.

Betrachtet man nun die Decken und Wände etwas eingehender , dann entdeckt man eine Anzahl erwähnenswerter , wenn auch verwitterter Sinterbildungen - Disques , Sinterfahnen , Stalaktiten.Diese sind in zweifacher Hinsicht erwähnenswert . Zum einen verzieren sie die Höhle , zum anderen dienen die Versinterungen an der Wand und auch im Boden dazu , den Pilgern durch etliche Verenkungen ihr Seelenheil-Karma aufzupolieren . So ist zum Beispiel der "Sündenpfuhl" ein wirklich enger Schluf , in dem auch noch die Soße steht und dessen Bewältigung ein Abschrubben aller Sünden zur Folge hat.

Wer's nicht schafft ,und das sind wohl die meisten,muß opfern,Geld und mehr . Ein anderer Schluf ist den werdenden Müttern vorbehalten! Erfolgreiches Durchrobben läßt die Zukunft des neuen Erdenbürgers gesichert erscheinen-wenn er das überlebt,wahrlich keinen Frage.Dann ist da noch das "Lucky gate",das Glückspilze gebiert . Bei Pilgerhochsaison ist es ganz sicher ein atemberaubendes Spetakel , all die Menschen zu beobachten , die sich irgendwo und irgendwie durch ein Loch quälen .

Bei so viel Außergewöhnlichkeiten werden die zahlreichen Fledermäuse und Vögel , die auch hier in der Höhle wohnen , und die Besucher beschimpfen und betröpfeln ,doch fast zur Nebensächlichkeit.

3. BHAIRAB GUPHA

Diese Höhle befindet sich am NE-Fuß des Höhlenbergs und wird gerade wieder freigespült . ImLehm , der den Hohlraum im unteren Teil noch gut füllt , erkennt man eins Bachbett , dessen Erzeuger langsam aber stetig bemüht ist,wieder für offene Verhältnisse zu sorgen.Bis jetzt ist auf einer Breite von ca. 10m schon ein 10 m langer und etwa 5m tiefer Hohlraum wieder freigespült worden .

Gut Ding will Weile haben.

4. DUNGDELIMA GUPHA

Diese Höhle liegt nicht mehr im Höhlenberg von Halesi, sie befindet sich jedoch nur ca. 200m NE von Mara Tikka in den Felsen,oberhalb des Weges , der an der dort liegenden Häuserzeile vorbeiführt . Der Eingang liegt etwa 5m oberhalb des Weges und ist trotz allerlei Grünzeug gut sichtbar.

Diese hangparallele Klufthöhle ist etwa 25m lang und als Durchgangshöhle ausgebildet. Ein dritter Eingang führt annähernd auf halber Länge wieder ins Freie .Die Höhle steigt von W nach E ca. 5m an . Eventuelle Fortsetzungen in die Tiefe sind durch Versturz verlegt.

Doch ich denke,das ist noch nicht alles , was sich an Höhlen und Verwandtem in dieser Gegend abspielt.Konkret wurde mit von einer größeren Höhle erzählt , die man in etwa einer halben Stunde erreichen könnte .

Sie sei nicht so groß wie Mara Tikka oder gar Basaja Gupha , doch schon die Entstehungsgeschichte "durch Geisterhand" vor einigen Jahren klingt sehr beeindruckend. Aus verschiedenen Gründen war es uns leider nicht möglich , diese Höhle zu inspizieren.

Zu guter Letzt möchte ich noch allen Informationszuträgern meinen herzlichsten Dank aussprechen , ganz besonders Hubert Decker , der das Feuer um Halesi in mir entfacht hatte .

Tom Hagler war mir ein sehr lieber Begleiter, ohne den diese Tour vielleicht zum Scheitern verurteilt gewesen wäre .

LITERATUR:

MacDonald,Alexander W.

Points of View on Halase , a holy place in East Nepal

The Tibet Journal

3

, 1985 ; 3 - 13

Betsy Blum

Pilgrimmage to Halesi

ISP Tibetan Studies Fall 1988

manuscript with photographs

34 pages

Kurzbeschreibung des Autors

:

Uwe Sämm Scherzer

aufgewachsen in Beuren am Fuße der Schwäbischen Alb und somit eng mit dem Karst verbunden

aktiver Höhlenforscher in der Höhlenforschungsgruppe Nürtingen

Lebensmittelchemiker und leidenschaftlicher Saxophonist

Teilnehmer an zahlreichen Forschungstouren im In und Ausland

Von Mitte 91 bis Frühjahr 92 bereiste er den Indischen Subkontinent , Thailand und Malaysia und dokumentierte dort angetroffene Höhlen und Karsterscheinungen.